Im November bleiben viele Einrichtungen geschlossen, aber die Menschen nicht zuhause. Viele wissen nun, wie sie in der Corona-Zeit mobil sein können.
Restaurants, Theater und Tattoo-Studios sind geschlossen. Im Kampf gegen die Corona-Pandemie sollen die Menschen im November möglichst wenig Kontakte haben, viel von zu Hause aus arbeiten und auch privat nicht reisen. Die neuen Einschränkungen reduzieren auch die Bewegungen vieler Bürger, allerdings lässt sich das bisher nur gering bemerken.
Die Mobilität sinkt viel weniger im Vergleich zum Stillstand im März. Verkehrsforscherin Barbara Lenz erkennt Unterschiede zwischen dem Beginn der Pandemie und heute. „Die Mobilität geht jetzt deutlich weniger zurück als im April: Das hat wahrscheinlich mit der Aufrechterhaltung sämtlicher Einkaufsmöglichkeiten zu tun, aber auch damit, dass viele inzwischen eine Option für sich gefunden haben, trotz Corona mobil zu bleiben“, sagt Lenz, die das Institut für Verkehrsforschung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Berlin leitet, der F.A.Z.
Fast ein Drittel alle Wege außer Haus legen die Menschen in normalen Zeiten zum Einkaufen und für sonstige Erledigungen zurück, was derzeit im Gegensatz zum Frühjahr weiter möglich ist. Auch bleiben Kitas und Schulen nun offen. Ende März, zur ersten Corona-Welle, sank die Mobilität gegenüber dem Vorjahresmonat dagegen noch um mehr als 30 Prozent.
Anfang November fällt der Rückgang geringer aus: An den ersten beiden Tagen der bundesweiten Beschränkungsmaßnahmen sinkt die Bewegung im Bundesdurchschnitt um 3,7 Prozent und um 6,4 Prozent im Vergleich zum Vorwochentag sowie um 5 Prozent und 6 Prozent im Vorjahresvergleich. Das Statistische Bundesamt hat dafür anonymisierte Mobilfunkdaten ausgewertet.
Die Behörde spricht von der Annahme, dass mit einer geringer Mobilität auch die Anzahl sozialer Interaktionen und somit die Ansteckungsgefahr sinkt. In Corona-Hotspots gingen die Bewegungen nach den Handydaten höher zurück als in Landkreisen mit weniger Infektionen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte die neuen Einschränkungen mit einem engen Zusammenhang zwischen der Zahl der Kontakte und der Zahl der Infizierten begründet. „Das heißt, wir müssen Kontakte reduzieren, wo immer das möglich ist“, sagte sie.
Um in der Zeit der Pandemie mobil zu bleiben, sind manche vor allem im Frühjahr und Sommer mehr Rad gefahren. Dabei haben sich die Bürger in der Krise selten an neue Verkehrsmittel gewagt. Nach einer repräsentative Umfrage von Lenz und Kollegen variieren sie vielmehr bestehendes Verhalten und setzen dabei recht einseitig das Auto und das Fahrrad. „Wer aufgrund von Corona aufs Rad gestiegen ist, ist auch schon in Vor-Corona-Zeiten Rad gefahren“, sagt Lenz. Die Verkehrsforscherin spricht von Multimodalen als diejenigen, die im Verlauf meist einer Woche mit verschiedenen Verkehrsmittel unterwegs sind. Daher nennt sie Multimodalität in Nicht-Pandemiezeiten eine sehr gute Vorbereitung, um dann in Pandemiezeiten in puncto Mobilität flexibel zu bleiben.
Quelle: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/zweiter-corona-lockdown-trotz-einschraenkungen-mobil-bleiben-17047868.html
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